Mittwoch, 18. November 2009

Dieser Blog ist tot. Ich blogge weiter auf dem «Agile Trail».

Barcamp Hamburg 3

Logo vom Barcamp Hamburg 3

Letzte Woche war ich auf dem Barcamp Hamburg 3. Wird höchste Zeit, darüber mal zu bloggen. Das war mein erstes Barcamp. Das zweitägige Event startete letzten Freitag, ich selbst konnte leider nur den Samstag hin.

Der Samstag Morgen begann mit einem Hammer-Frühstück. Der Hauptsponsor @otto_de, in dessen Räumen die Konferenz auch statt fand, hat seine hauseigene Kantine Kochwerk für die 400 angemeldeten und etwa 330 tatsächlich gekommenen Teilnehmer ein fantastisches Frühstück zubereiten lassen. Von 9 h bis 10 h habe ich dann erstmal ausgiebig gefrühstückt und ge-social-ized. Sehr relaxed.

Um 10 startete die Session-Vorstellung: Alle in den größten Raum um jedem zuzuhören, der eine Session vorstellen wollte. Dann melden oder nicht bei der Frage "Wer hat interesse?", damit eine passende Raumgröße gefunden werden kann. Die Sessionnamen wurden danach auf einer Wand im Foyer zu Räumen und Zeiten zugeordnet (elektronische Version). Jede Session sollte nicht länger als 30 Minuten dauern. Großzügige Pausen ermöglichten gute Kontakte und regen Austausch zwischen den Teilnehmern.

Das Highlight der vorgestellten Sessions war eine von @Bastian_twitter über Prokrastinieren, die natürlich "morgen" stattfinden sollte. Dazu passt auch der geniale T-Shirt-Spruch eines anderen Teilnehmers: "Procrastinators - Leaders of tomorrow!" Geek-Humor vom Feinsten!

Anschließend starteten die Sessions. In meiner ersten habe ich von Wireframes erfahren. Das sind Modelle von Webseiten, um das Layout und die gewünschten Features besser durchsprechen zu können, z.B. zwischen Programmierer und Kunden. Die Session war ein lustiges Durcheinander von Tool-Show wie Balsamiq Mockups oder MockingBird oder auch einfach Stift und Papier und der Frage nach dem geeigneten Prozess für das Miteinander zwischen Programmierer und Kunden. Lustig: Am Rande gab's ein wenig Streit: "Wenn Du da mit einem Wasserfall-Prozess ran gehst, dann kann das ja auch nix werden..." - "Was? Ich mache keinen Wasserfall, ich mach das Agil!" Nein, ich war da nicht beteiligt. Fazit: Alter agiler Wein (aka Papierprototypen und -scribbles) in neuen Webschläuchen (aka Tools).

Bei der Folgesession ging's um Google Wave. Bin selbst (bernd.schiffer@googlewave.com) begeisterter Waver. Die Session hat enormen Anklang gefunden und der größte Raum war pickepacke voll. Die zwei Sessionowner haben Google Wave vorgestellt in den Grundfunktionen und haben damit einen soliden Job getan.

Am Vortag schien es schon eine Session mit Erfahrungen über Scrum in einem Webprojekt gegeben zu haben, so dass ich nun eine Session zu Scrum-Grundlagen besuchen konnte. Die Session war gut besucht mit 30 Teilnehmern, allerdings kam keine Diskussion zustande und der Vortragende hat auch bei 100 % Zeitüberzug und in insgesamt 60 Minuten Scrum nicht auf den Punkt gebracht. Keine Krise ohne Chance, konnte ich doch im Nachhinein in netten Gesprächen mit vielen Teilnehmern die Missverständnisse aus der Session ausräumen :-)

Mein Session-Highlight hat mich selbst überrascht: Vivian Pein, Community Manager bei Xing, beantwortete die Frage "Wie optimiere ich mein Xing-Profil für Headhunter?" Mich hat da nun gar nicht so sehr interessiert, wie ich mein eigenes Xing-Profil optmieren könnte. Wobei das ein netter Nebeneffekt war. Was mich eigentlich interessierte war der Umkehrschluss, also wie jemand gefunden werden möchte für Unternehmen, also wie z.B. it-agile mehr gute Mitarbeiter finden kann.

Ein paar Gedankenfetzen notiert (in Anführungsstriche Vivians O-Ton):
  • Referenzen in Xing (neues Feature) "gehen ab wie Schmidts Katze!" und sind jetzt schon sehr beliebte Kriterien bei der Bewerberauswahl. Was in USA und Australien schon üblich ist scheint sich demnach auch bald hier zu etablieren: Unternehmen fragen bei vorherigen Arbeitgebern nach, wie der Bewerber drauf ist.
  • Manch lustiger Zeitgenosse möchte geistreich erscheinen und trägt unter Fremdsprache "Klartext" ein. "Klartext als Fremdsprache eintragen heißt 'Labertasche' und 'nicht sozialkompatibel' in Rekruter-Übersetzung." Alles klar?
  • Auf der Suche nach einem neuen Job? "'Herausforderungen' eintragen in 'Ich suche' ist No. 1 Keyword für Jobsucher."
  • Stolz drauf, nicht gegooglet werden zu können? "Headhunter werden misstrauisch, wenn *wenig* über einen im Netz steht." Zur Angst vor ungünstigen Partybildern auf Facebook gesellt sich bald die Angst vor überhaupt keinen Bildern in Facebook. Sollte diese Info wirklich stimmen, so wäre das die für mich unerwartetste Erkenntnis vom Barcamp.
Auch gelernt: Xing nutzt UserVoice zwecks End-Kunden-Feedback.

Der Kaffee war der Hammer - weil ständig da! Das war die bislang erste und einzige Konferenz, in der der Kaffee wirklich jederzeit verfügbar war. Das Kaffee nicht immer verfügbar ist auf Konferenzen galt für mich bislang genauso als ungeschriebenes Gesetz wie ein unstabile Konferenz-WLAN. Die Barcamp-Organisatoren waren aber so clever und haben @kaffee_bazar_de als Sponsor gewonnen. Und dieses ein Jahr junge Start-Up kam mit einem Kaffee-Stand daher mit lecker und immer vorhandenem Kaffee. Tolle Sache das!

Der späte Nachmittag klang dann langsam mit tollen Gesprächen aus. Bei der Abschlussrunde haben die Organisatoren sich sehr gutes Feedback abgeholt. Völlig verdient, wie ich finde, weil sehr guten Job gemacht! Bravo und Danke, komme gerne wieder!

Vorher habe ich schon einige andere Unkonferenzen im Bereich Agiler Softwareentwicklung mitgemacht, alle mit dem Konferenzkonzept Open Space. Die Sessionauswahl aufm Barcamp war schon sehr ähnlich. Vielleicht hätten die Regeln des Open Space dem Barcamp noch ein wenig mehr Selbstorganisation und kollaborative Sessiongestaltung ermöglicht.

Interessant fand ich, dass "Agil" durchaus ein sehr verbreitetes Thema ist. Viele Webworker kommen damit in Berührung nicht etwa deshalb, weil sie selbst in ihrer Agentur dies einsetzen. Aber ihre Kunden setzen es oft schon ein oder nutzen zumindest Teile davon.

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