Mittwoch, 4. April 2007

Dieser Blog ist tot. Ich blogge weiter auf dem «Agile Trail».

Desasterlauf selbstgemacht: mein Marathon Freiburg 2007

Das war die stressigste Laufveranstaltung, die ich je mitgemacht habe, und der Stress war zu 100 % hausgemachter eigener. Aber der Reihe nach:

Ich habe mich auf diesen Marathon sehr gut vorbereitet: 14 Wochen unmittelbares Vorbereitungstraining zwischen 85 und 135 Wochenkilometern, verletzungsfrei. Dazu zwei Leistungsdiagnosen aufm Laufband in der Charité Berlin, die mir eine gute Konstitution bescheinigten. Daran lag's also nicht.

In irgendeiner Lauf-Zeitschrift habe ich mal gelesen, dass die Zeit vor einem Marathon zum Entspannen weitaus wichtiger ist, als die Zeit danach. Wollte man also Urlaub nehmen, um sich von dem Marathon zu erholen, dann sollte man ihn besser vor dem Marathon nehmen. Diese meine Marathonvorwoche war alles andere als erholsam. Aufgrund zweier wichtiger Termine mußte ich am Mittwochs tagsüber sowie Donnerstag abend nach Hamburg, so dass ich erst mit dem Zug am Freitag mittag in Karlsruhe war. Auch so war die Woche irgendwie aufgeladen: Jorina und ich haben uns zweimal so richtig gefetzt, das zweite Mal sogar direkte am Samstag abendvor dem Lauf, was so gar nicht entspannend war. Stress.

Meine in den letzten anderthalb Jahren besuchten Laufveranstaltungen waren fast alle durchweg von Krämpfen im Magen-Darm-Trakt begleitet. Insbesondere den Marathon in Freiburg 2006 habe ich nach 23 km aufgeben müssen, weil ich keinen Laufschritt mehr tun konnte, so sehr hat jede Erschütterung schmerzhaft an den Gedärmen gezogen. Damals hatte ich zwei Wochen vor dem Wettkampf eine kleine Magen-Darm-Erkrankung. Mein Hausarzt erklärte mir, dass soetwas noch ein halbes Jahr lang Magen-Darm-Verstimmungen nach sich ziehen kann. Ich bin dann damals drei Wochen nach dem verkorksten Freiburger Marathon in Hamburg mit Bestzeit gelaufen; der Doc gab mir ein Mittelchen auf pflanzlicher Basis und Alles ward gut gewesen. Dieses Mal hatte ich keine Zeit mehr gehabt, meinen Medizinmann zu konsultieren; eine Fachzeitschrift empfahl kürzlich, ein Antazidum zu benutzten, und so habe ich mir in der Apotheke Magaldrat besorgt. Sollte man kurz vor dem Lauf einnehmen und das würde dann vier Stunden halten, meinte die Apothekerin.

Theorie...

Samstag vor dem Lauf habe ich mir einen genauen Zeitplan festgelegt für den nächsten Morgen:
7:00 h frühstücken
7:30 h Laufsachen packen
8:00 h Hund auswringen
8:30 h halbe Stunde Puffer
9:00 h Abfahrt Karlsruhe
10:30 h Ankunft Freiburg
bis 11:20 h Anmelden
11:20 h Start des Marathons

... und Praxis

Soviel zum Plan. Und das ist dann draus geworden:
7:00 h Frühstücken und merken beim Durchstöbern der Anmeldung, dass Startunterlagen doch nicht zwei Wochen vorher eingegangen sind. Ich dachte, dass man sich die vor Ort abholt! Und jetzt hätten die schon längst zu Hause sein sollen. Waren sie aber nicht. Stress.
7:40 h Laufsachen packen, viel zu hektisch natürlich, weil geärgert wegen der Anmeldungsgeschichte.
8:15 h Hund auswringen, woebei das Spaziergehen mich etwas entspannte.
8:45 h Halbe Stunde Puffer? Pustekuchen, ich hock' auf der Toilette und der Darminhalt, der gerade noch mein Frühstück war, verabschiedet sich. Okay, nicht wirklich verwunderlich, hab' ich immer vor Wettkämpfen. Trotzdem dauert das diesmal länger als sonst und irgendwie verkrampfe ich dabei ziemlich. Stress.
9:25 h Abfahrt Karlsruhe. Mit 70 durch die 30er-Zone und schon sind wir fast in Freiburg. Welche Ausfahrt? Ah, gut, dass Jorina mitgekommen ist und vorher noch die Strecke gecheckt hat. Freiburg Mitte. Wir kommen zu den ersten Freiburger Ausfahrten. Keine Ausfahrt Mitte ausgeschildert. Jorina zeigt mit dem Finger auf eine Ausfahrt, an der wir gerade vorbeifahren. "War das nicht das Messezeichen?" Messezeichen führen zum Messegelände. Der Marathon wird vom Messegeländer aus starten. Bestechende Logik. "Ja, aber da war doch gar nichts von 'Mitte' zu sehen?!" - "Hab' ich auch nicht gesehen..." Bei der Ausfahrt Freiburg Süd war's dann klar, dass wir Mitte verpasst haben. Also wieder zurück zur Ausfahrt mit dem Messezeichen. Stress.
10:55 h Ankunft in Freiburg und Stau weit, weit vor dem Messegelände. Herrje, letztes Jahr waren da doch noch nicht so viele mit dem Auto unterwegs, da konnte man doch direkt auf die Parkplätze des Messegeländes fahren! Und jetzt? Wir werden auf einen Parkplatz gelotst, der 15 Fußminuten schnellen Schritts von den Messehallen entfernt liegt. Stress.
10:10 h Rein in die Messehallen und in die Halle mit den langen Tresen, an denen man sich anmelden kann. Wir drängeln uns in die Schlange der Leute, die für die Nummern 1000-1999 anstehen. Warum stehen hier noch so viele rum? Geht's denn nicht gleich los? Hat hier jeder Ausfahrt Mitte nicht gefunden? Ach so, ja, um 13 h beginnt ja der Halbmarathon. Stress.

Die Minuten bekomme ich jetzt kaum mehr zusammen; alles geht Drunter und Drüber. In der Schlange bekomme ich gleich einen Anfall: Ich habe meinen Chip zum Zeitmessen vergessen! Den brauche ich, sonst gibt's mich ja nachher gar nicht in den Ergebnislisten. Ohne Chip wird niemand erfasst vom Zeiterfassungssystem. Stress.
So, nu ist alles vorbei, meine Startnummer habe ich auch vergessen, geschweige denn an die Anmeldung gedacht, die ich noch so schön beim Frühstück studiert habe. Apropos Frühstück und Essen: ich sollte das Antazidum nehmen, also die kleine Tüte mit der Medikamentenportion aufreissen und weg mit dem zähflüssigen Zeug. Hoffentlich war das jetzt rechtzeitig.

Die nette Frau beim Tresen der Nummern 1000-1999 kann uns helfen: Ich bräuchte nur auf die Listen zu schauen, welche Nummer ich hätte und dann könnte sie mir einen Leihchip geben. Nein, dass gäbe keine Probleme mit meinem eigenen Chip (dessen Nummer ich bei der Anmeldung angegeben hatte). Den Chip muss man zuerst bezahlen, um einen Gutschein zu bekommen, mit dem man dann schließlich den Chip auch bekommt. 31 Euro für den Leihchip geblecht, in die falsche Liste geschaut (die für die Halbmarathonis), von netter 1000-1999-Frau wieder helfen lassen, richtige Liste erwischt, meine Startnummer 1205 gemerkt und Chip abgeholt. Stress.

Mir fällt auf, dass ich auf den Start fiebere - in Jeans und Pullover! Zu den meisten Wettkämpfen gehe ich gleich in Laufklamotten, damit ich mich nicht lange mit dem Umziehen aufhalten muss. Diesmal wollte ich aber mal in Strassenklamotten kommen, damit ich mir nicht so einen Stress mache (!), wenn ich den ganzen Morgen in Laufklamotten auf den Start warte. Ich wechsle also ganz schnell meine Klamotten, während Jorina meinen Chip bezahlt, schnüre den Chip in die Laufschuhe ein und Tacker mir die Nummer auf die Brust. Stress.
Blase und Darm drängen mich aufs stille Örtchen, welches natürlich von Horden von Halbmarathonstartern belagert wird. Blase gewinnt gegen Darm, denn ich erwische ein freies Pissoir und keine Kabine mehr.

11:25 h Wo ist der Start? Letztes Mal war der direkt vor der Messehalle, aber da ist kein Start aufgebaut. Da hinten sind zwei Bögen, aber was ist Start, was ist Ziel? Nachdenken: Marathonbeginn war vor fünf Minuten, also muss ich dahin eilen, woher die Leute alle wieder zurück zu den Messehallen kommen. Wer jemals dumme Sprüche hören möchte der sollte gegen den Strom der Menschen laufen, die gerade von einem Marathonstart kommen.
11:29 Ich bin am Start, der gerade abgebaut wird. Die Bodenmatten, also die Sensoren, die den Chip erfassen, der in den Schuh geschnürt ist, piepen nicht mehr, als ich drüberlaufe. "'Tschuldigung, kann ich noch eben...?" bitte ich einen Handwerker neben einem Verteilerkasten, der dann zwei Dinge macht: 1.) einen Schalter im Verteilerkasten umlegen und damit die Bodenmatten wieder aktivieren und 2.) auf seinem Handy jemanden anrufen und sagen "Hast Du das letzte Signal? Ja? Gut, lass das noch durch, ist der letzte Starter..." und mir damit einen Riesengefallen tun. Er grinst mich sehr breit an und ich verlegen, aber dankbar, zurück. Ich sprinte in meinen Marathon. Stress.

Jetzt ganz ruhig laufen. Versuchen, zu Entspannen. Immerhin hat man keinen vor oder hinter sich, zumindest nicht in Sichtweite. 400 m nach dem Start gibt's erste Komplikationen: zur zweiten Runde wird bereits das Absperrband auf der ersten großen Kreuzung anders verlegt. Keine Ahnung, wohin ich soll, und so frage ich mich durch. Der dritte Zuschauer checkt endlich, was ich von ihm will, wenn ich frage "Wo ist die Marathonstrecke?", und deutet mir den Weg. Genau 1,5 km kann ich alleine laufen, bis ich die beiden 5:30 h-Schlussläufer überhole, eine schnaufende Marathonletzte vor sich hertreibend. Dann wieder 500 Meter nichts, dann biege ich um eine Hausecke - und laufe auf eine Menschenmasse auf! Bis genau zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich einigermaßen von der Hektik vor dem Start (und den 9 Minuten danach) erholt und habe sogar Hoffnung gehabt, dass das ja eigentlich alles ganz lustig sein könnte, das Feld so quasi von hinten aufzurollen. Hand aufs Herz, mit Rollen hat der Spießrutenlauf der nächsten 13 km nicht so richtig etwas zu tun gehabt. Es ist erstaunlich, wie häufig sich unzusammengehörige Läufer in einer Reihe von einer Straßenseite zur anderen aufreihen können. Man kann nicht überholen, ohne erst Anklopfen zu müssen: "Sorry, darf ich mal ... oups, tut mir leid ... äh, hallo, kann ich kurz ... klasse, danke dir ... öhm, vorsicht da vorne ... aua, autsch, ja, keine Absicht, menno ... " usw. Ellbogen sind spitz und tun weh.

Ab km 15 passt es dann wieder mit den Mitläufern. Das Tempo wird vorne etwas schneller und die Reihen lichten sich, so dass ich relativ bequem und ohne Tempowechsel vorankomme. Pumuckel ist auch da. Mit roten Haaren, gelbem Shirt, grüner Hose und barfuss (!) läuft er eine ganze Weile vor mir her. Jetzt, denke ich, kann die Welt doch wieder in Ordnung sein. Ja, sicher, ich mache mir doch Sorgen, ob ich nicht schon so viel Energie im Vorfeld gelassen habe, dass ich nachher einbreche, aber den Gedanken verdränge ich - was bringt's auch, so negativ zu denken?

Super, Halbmarathon in 1:29 und ein bißchen, na das ist doch eigentlich ganz gut für die angepeilte Zeit von unter 3:00 h. Ich habe auch relativ freie Bahn jetzt und das Überholen macht sogar Spaß: noch einer, und jetzt der da vorne, und wieder einer, und gleich der da hinten... Wir laufen auf der linken Hälte einer durch eine Mittelleitplanke geteilten Straße. Warum? Das ist ein Marathon, der in zwei Runden gelaufen wird, und auf der ersten Runde sind wir rechts gelaufen. Ich bekomme eine Kriese, als ich den Grund rechter Hand an mir vorbeihechten sehe: der Halbmarathon wurde gestartet. Um das zu verstehen muss man jetzt wissen, dass den Marathon in Freiburg etwa 2000 Läufer finishen. Den Halbmarathon, der um 13 h startet, beenden dagegen so um die 8000 Läufer - und die fangen jetzt an, mich zu überholen. Zuerst einer nach dem anderen, dann in kleinen Wellen, schließlich als tosende Brandung. Hatte ich gerade mal eine Stunde zuvor mich noch bitter beschwert über Ellbogen von vorne, so bekomme ich jetzt Fäuste von hinten in den Rücken geknallt. Was die sich da in Freiburg dabei gedacht haben, ist mir schleierhaft, denn mir geht's nicht alleine so. Halbmarathonies, die den Halben zwischen 1:10 und 1:20 h laufen wollen, haben nur eine sehr kurze Weile durch eine Mittelleitplanke Schutz vor den Marathonies mit Zeiten ab 1:30 h für die zweite Hälfte. Die Marathonies werden bedrängt und die Halben gebremst - das macht denen und mir keinen Spaß etwa für die nächsten 7 km.

Spaß ganz anderer Art habe ich dann auch ab km 25: Krämpfe im Magen-Darm-Bereich: ein eindrucksvoller Beweis, dass ein Antazidum mir nicht hilft, der mich bis ins Ziel hinein begleiten wird. So um km 32 ist's dann so sehr verkrampft, dass ich nicht mehr frei atmen kann. Beim Einatmen merke ich deutlich, dass sich meine Lunge nicht mehr genügend in den Bauchraum ausdehnen kann. Meine Kilometerzeiten werden lächerlich: km 25 hab ich noch mit 4'16 geschafft, bei km 32 geht dann nichts mehr unter 5'00 und irgendwann lege ich dann Gehpausen ein, was einen Schnitt von 6'00 verursacht. Erst ab km 40 gehen die Krämpfe weg und ich kann zumindest erhobenen Hauptes im 4'16er-Schnitt die Ziellinie überqueren.

Aufarbeitung

Aufgeben wollte ich diesmal nicht. Zum einen waren die Schmerzen nicht so schlimm wie im letzten Jahr und ich konnte mich zudem noch trippelnd vorwärts bewegen. Andererseits wollte ich endlich den Freiburg-Marathon laufen, zumindest durchkommen. Nun habe ich zumindest mal gefinished, wenn auch bescheiden. Die Uhr stoppte bei 3:16'30 (Bruttozeit: 3:25'29).

An dieser Stelle ein Aufruf an alle Hundebesitzer: lasst Eure Hunde zu Hause, wenn ihr auf Laufveranstaltungen mit den Dimensionen des Freiburg-Marathons zum Zuschauen geht! Ich hatte nicht halb so viel Stress wie die meisten der Hunde, die ich auf dem Lauf gesehen habe: zitternd, nervös, den Schwanz so weit zwischen die Beine geklemmt, dass die Spitze unterm Kinn wieder hervorkommt. Den Tieren macht es keinen Spaß und sie würden am liebsten das Weite suchen. Der Troubel und vor allem der Lärmpegel (42 Bands mit Krachboxen am Streckenrand!) setzen den Tieren enorm zu.

Rückblende: Freiburg 2006 endete für mich bei km 23 und ich bin damals die 2 km zum Ziel zurückgeschlichen. Ins Ziel wollten mich die Streckenposten nicht reinlassen, denn ich war ja nicht zu Ende gelaufen. Ergo keine Plastikplane zum Wärmen und weder etwas zu Beissen noch zu Trinken zwecks Kräftesammeln. Stattdessen 2 h Rumlungern und immer wieder Jorina suchen, weil wir uns nicht überlegt hatten, wo wir uns treffen für den Fall, dass ich aufgeben muss, sondern nur für den Fall, wenn ich ins Ziel einlaufe. Naiver Optimismus.

Gut, das war 2006 und wir haben gelernt. Gelernt haben wir, dass wir vorher einen narrensicheren Plan entwerfen, dass wir uns auch ja nach dem Lauf wiederfinden. Zunächstmal wollten wir das Auto als Treffpunkt ausmachen. Jorina wollte sowieso die meiste Zeit, während ich auf der Strecke bin, im Auto lesen. Ich diesmal den Autoschlüssel mitnehmen, damit ich mich reinsetzen könnte, auch wenn Jorina gerade nicht beim Auto wäre. Dann hätte ich es zumindest warm. Und wir wollten per Handy Kontakt aufnehmen: Jorina hätte ihr Handy dabeigehabt und ich das meine im Auto deponiert. Sie versprach, alle 10 Minuten aufs Display zu schauen, denn bei dem Lärm hört man kein Handy und bei dem Gedränge in den Massen merkt man keinen Vibrationsalarm.

Soweit der Plan. Durch das Hick-Hack bei der Anmeldung und meinem einem Triathlondisziplinenwechsel zu allen Ehren gereichenden Klamottentausch ist mein Handy in der Hose geblieben. Die Hose ist in der Tasche verschwunden, die ich Jorina in die Hand gedrückt habe, während ich zum Start gesprintet bin.

Es kam, wie eben der ganze Marathon für mich gelaufen ist: Im Zielbereich, der dieses Mal unter freiem Himmel war (doofe Idee vom Orga-Team!), war's lausigkalt. In eine Plastikplane gehüllt huschte ich von einem Fressstand zur nächsten Trinktheke, und als ich einigermaßen satt war, bin ich raus Richtung Auto. Jorina habe ich kein einziges Mal während des ganzen Laufes gesehen und sie mich auch nicht. Also - Notfallplan - das Auto. Mensch war das weit weg! Ich habe über eine halbe Stunde gebraucht, bis ich müde ins Auto geplumpst bin. Puh, mindestes warm. Aber trotzdem Mist, denn Jorina war nicht da, und meine Tasche mit den Wechselklamotten auch nicht. Nach zwei Stunden (!) - ich hatte gerade versucht, Jorina per Handy von einem anderem Läufer aus zu erreichen - kam sie dann total aufgelöst zum Auto. Sie hatte bereits alle Rettungswagen und Sanitäter abgeklappert, ob die denn von mir gehört hätten, so war sie in Sorge gewesen um mein Verschwinden.

Was war passiert? Jorina ist nicht während oder nach dem Lauf zum Auto gegangen, denn der Wagen stand ihr einfach zu weit weg und stattdessen hatte sie in der Messehalle gewartet. Damit sie nicht die Tasche mit sich rumschleppen musste, hat sie sie bei der Taschenabgaben deponiert - was sie mir auch pflichtschuldigst aufs Handy gesimst hatte. Sie hatte sich gedacht, dass sie nicht zum Auto gehen müsste, da ich mich ja per Handy melden würde. Umgekehrt hatte ich aber gedacht, ich müsse mich nicht per Handy melden, da Jorian ja schon zum Auto kommen würde. "Nein, geh Du vor..." - "Nein, Du!" - "Nein, Du!" - "Nein, Du!" ... Na, zumindest hatte ich es warm, auch wenn das jetzt ein schwacher Trost ist.

Abends um kurz nach 18 h sind wir hundemüde wieder zu Hause angekommen. Und wenn ich jetzt nicht aus diesem ganzen Mist lerne, dann bin ich auch noch umsonst gelaufen; ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit mir reden:
  • Bereite Dich auf Deinen Marathon vor. Packe Deine Sachen am Abend zuvor oder fahre besser noch am Tag zuvor in ein Hotel am Veranstaltungsort. (Wenn ich so darüber nachdenke, ist das auch gar nicht so schlecht: zu meinen beiden erfolgreichsten Marathons bin ich am Vortag angereist.) Ich sollte mich auch nicht nur einfach beim Marathon anmelden, sondern mich auch mit dem Programm vertraut machen: Wo findet was statt? Wie ist die Anmeldeprozedur?
  • Entspanne Dich vor dem Marathon ausreichend. Nimm eine Woche Urlaub oder laufe gleich den nächsten Marathon im Anschluss an einen Urlaub.
  • Kuriere Deine Wehwehchen. Endlich zum Arzt gehen und mein blödes Eingeweiderumgezicke untersuchen lassen.
  • Sprich rechtzeitig vorher mit Deiner liebsten Betreuerin Erwartungen ab. Zum Bespiel, wo man sich in welchem Fall treffen sollte?
Ich werde bald Gelegenheit haben, das Gelernte anzuwenden, denn jetzt, nach drei Tagen, merke ich: Der Marathon hat mich nicht so gefordert, wie wenn ich auf Bestzeit hätte laufen können. Die schlechte Zeit scheint wirklich zu einem Großteil an der Magen-Darm-Geschichte gelegen zu haben. Da werde ich mir bald neue Herausforderungen suchen :-)

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