Die User-Story ist ziemlich einfach: Schreiber schreibt Text. Schreiber möchte Feedback, ob der Text so okay ist oder er ihn noch verbessern kann. Schreiber hat niemanden, der ihm Feedback gibt. Schreiber ist frustriert, weil er kein Feedback bekommt. Schreiber surft zu stilversprechend.de und gibt den Text ein per Copy 'n Paste. Stilversprechend.de gibt Schreiber Informationen über den Stil des Textes. Schreiber passt Text an, damit dieser lesbarer und stilvoller wird. Schreiber ist glücklich, weil er Feeback bekam.
Surft man zu stilversprechend.de, so erscheint ein Formular mit zwei Eingabefeldern und drei Buttons. In das große Formular kann man Text eingeben, und wenn man dann auf "Text prüfen" klickt, wird der Text geprüft und das Ergebnis ausgegeben. Alternativ kann man auch eine URL angeben und dann wahlweise per Häkchenbox den Text einlesen oder gleich überprüfen lassen.
Das Ergebnis ist schon ziemlich umfangreich: Anzahl der Zeichen, Wörter, Silben und Sätze wird ausgegeben. Es wird der Flesch-Wert berechnet, mit dem man erkennen kann, ob man seine Artikel eher dem Axel-Springer-Verlag (Bildzeitung; Fleschwert 61-70) oder dem Julius-Springer-Verlag (wissenschaftliche Titel; Fleschwert 20-30) anbieten sollte. Werte für den Durschnitt von Wörtern pro Satz, Silben pro Wort, Kommas pro Satz und die Passivrate werden ermittelt. Das sind schon ganz nützliche Angaben, wie ich finde. Darüber hinaus wird der analysierte Text noch mit zusätzlichen Angaben versehen: Nominalstile, Füllwörter, lange Sätze und Wörter, Floskeln, Wortdoppelungen und Satzanfänge mit "Es", Passivsätze und Anglizismen werden hervorgehoben dargestellt.
Eine (sehr gut und lustig geschriebene) Kritik an dieser Art der Stilüberprüfung weist darauf hin, dass man in seiner künstlerischen Freiheit durch Metriken wie den Fleschwert zu stark eingeschränkt wird, wenn man dieser Metrik quasi blind Folge leistet. Die Hintergründe zu verstehen lohnt sich daher. Und wie bei jeder Metrik steckt auch hier eine Implikation dahinter, keine Äquivalenz: Gute Texte haben gute Kennzahlen, aber nur, weil die Kennzahl gut ist, muss der Text es noch lange nicht sein. Allerdings: Schlechte Kennzahlen deuten auch auf schlechte Texte hin. Aber wir kennen soetwas ja zur Genüge bei der Testabdeckung...
Guter Stil ist übrigens relativ: Ich habe mich mit Kollegen darüber unterhalten, und die Meinungen gehen weit auseinander. Während ich persönlich der Ansicht bin, dass selbst die Präsentation eines Produktes im Comicstil (Fleschwert über 70) überaus gut ankommen, wird auch gerne die Ansicht vertreten, dass der Stil gehoben sein müsse, damit der Text überhaupt vorzeigbar ist (Fleschwert 20-30; geht in Richtung der Soziolekte, Stichwort: restringierter und elaborierter Code). Ach ja, da waren doch damals diese stressigen Diskussionen mit meinem Prof, ich solle doch meine Sätze nicht so einfach halten, dass sei ja nicht wissenschaftlich... :-(
Natürlich bleibt es dem Schreiber vorbehalten, Änderungen aufgrund der Angaben von stilversprechend.de durchzuführen. stilversprechend.de bietet einen Spiegel für den Verfasser und trägt nicht selbst das Make-Up auf oder drückt einen Pickel aus. Wer auf z.B. Wolf Schneider und seine Stilkunde steht, der mag seine helle Freude an dem Tool haben. Ich selbst untersuche jeden meiner Blogeinträge vor dem Veröffentlichen mit stilversprechend.de. So siehen die Kennzahlen für diesen Post aus:
Screenshot der Kennzahlen von stilversprechend.de für diesen Post. Naja, ist nicht ganz ein Comic geworden :-) |
Mein Featurewunsch an stilversprechend.de: Ein Widget für meinen Blog wäre toll, mit dem ich die Metriken direkt abfragen kann. Dann könnte ich in den Footer schreiben: Dieser Post besteht aus v Sätzen, w Wörtern, x Silben, y Zeichen und hat einen Fleschwert von z.
Glückwunsch an meine Kollegen von it-agile für dieses aus meiner Sicht feine und sehr nützliche Tool! Und hoffentlich lest ihr auch meinen Featurewunsch hier und priorisiert den hübsch weit oben in Eurem ProductBacklog, damit ich bald in Eurem Blog von stilversprechend.de nachlesen kann, wie ich das Widget einbauen kann.
Dein Featurewunsch ist angekommen und kreist in meinem Kopf herum. Zunaechst wird es allerdings ersteinmal ein coolen button (img tag) geben, der die seite auf dem der button eingebaut ist analysiert. Der button gibt dann eine skala an auf der der fleschwert zu erkennen ist. Frei nach dem motto: Sie befinden sich irgendwo zwischen Kant und Comic. Ob wir wie geplant auch diese woche eine neue Version bauen ist auf Grund der XP days fraglich.
AntwortenLöschenDas anderwe feedback zum feedback gebe ich dir am freitag in person.
Viele Grüße
Marcel
"So siehen die Kennzahlen für diesen Post aus"
AntwortenLöschenAnalysiert das Dingens dann auch gleich die Rechtschreibung (s.o.) , oder muss ich da zusätzlich noch mit www.rechtsvorlinksschreibung.de oder so noch rüber...:-)
Ansonsten coole Idee! Danke für den Hinweis
Mann, mann, mann, ich habe ziemlich penible Leser: erst Jens mit seinem Rechenfehler, und jetzt nimmst Du mir noch die Rechtschreibfehler auseinander. ;-)
AntwortenLöschenNaja, immerhin scheint es ja ansonsten keine groben Schnitzer zu geben, wenn Ihr mit so Kleinkram ankommt. Danke fürs Feedback :-)
Hallo Bernd, schau mal, ob dir unter http://www.homonyme.de/ etwas auffällt ;)
AntwortenLöschenViele Grüße
Steven
@Steven: Du meinst aber nicht das, dass der letzte Blogeintrag auf homonyme.de fast ein Jahr her ist, oder? ;-)
AntwortenLöschenNee, das Widget ist schon super, dass Ihr da gebaut habt! Vielen Dank dafür! Ist zwar nur der Flesh-Wert drauf - mir fehlen jetzt noch v Sätzen, w Wörtern, x Silben, y Zeichen -, und das ist schon mal sehr gut bis hier.
Schau Dir nochmal meine Version des Widgets genau an: Ich habe die URL, die an stilversprechend.de geschickt wird, dynamisch gestaltet (per JavaScript), so dass jeder einzelne Blogeintrag separat bewertet werden kann (per location.href), je nach dem, welchen Post man gerade liest. Vielleicht habt Ihr dafür ja Verwendung.