[Biel < 9] KW 49: 40 km, 1875 kcal
Motivation ist nun Alles. Das zeigt schon der Umstand, dass ich diesen Blogeintrag eine Woche später 'hinterherschiebe'. Zum Training zwinge ich mich momentan. Aber es wird besser mit jedem Tag, den ich bezwinge.
Aquajoggen ist meine Alternative zum Lauftraining bei Verletzungen. Wer's nicht kennt: Aquajogging ist Laufen im Wasser, platt gesagt. Es gibt zig Varianten dieser Sportart; ich laufe ohne Bodenkontakt. Um nicht dabei unterzugehen schnalle ich mir einen Auftriebskörper um die Hüfte, einen Aquajogging-Gürtel. Ohne diesen Gürtel geht's zwar auch, aber ich muss ziemlich strampeln, um dann noch oben zu bleiben, und damit bewege ich mich meist außerhalb der vorgesehenen Herzfrequenz. A pro pos Herzfrequenz: Ein Herzfrequenzmessgerät samt Brustgurt schnalle ich mir auch um, denn das ist das einzige Feedback, dass man beim Aquajoggen bekommen kann, denn die zurückgelegte Strecke ist relativ egal.
Zurück zum Training: Die Hüftschmerzen wurden über die Woche schwächer, um dann am Sonntag beim Aquajoggen (!) so richtig zu nerven. Ich habe null Ahnung, warum die das tun. Nehm ich denen aber echt übel.
(Rückblende: Ich habe mir vor ein paar Wochen das Superteil vom Polar zugelegt, den RS800G3. In der Bedienungsanleitung lass ich den Passus, dass die Sensoren unter Wasser nicht funktionieren würden. Der RS800G3 kommt mit einem GPS-Empfänger, der per Funk dem Armbandteil Daten liefert. Das ist Sensor Nr. 1. Sensor Nr. 2 ist ein Brustgurt, der die Herzfrequenz aufzeichnet. Nun hatte ich vor dem RS800G3 das Modell S710 von Polar. Dieses hatte ich schon zigmal beim Aquajoggen zwecks Herzfrequenzmessung mit ins Wasser genommen und es hat immer super funktioniert.
Nun aber der RS800G3: Da hat Polar die Verbindung der Sensoren (GPS, Herzfrequenzmessgerät) zum Empfänger (Armbandteil) 'optimiert', d.h. die Übertragungsfrequenz höher getaktet. Das ist gut, wenn man beispielsweise unter Hochspannungsleitungen drunter durch läuft, denn da reißt die Verbindung zwischen Empfänger und Sensoren nicht mehr ab. Das ist nicht gut, wenn man Wasser tritt, denn Sensor und Empfänger befinden sich beide unterhalb der Wasseroberfläche, und die neue Frequenz kommt nicht mehr durchs Wasser durch. Tolle Wurst: über EUR 400 für ein Hightech-Teil zwecks Nerdbefriedigung und Motivationsschub, und dann wird man ins Wasser gezwungen und kann's nicht nutzen. Grrr! Gut, dass ich den S710 noch nicht verkauft habe...)
Aquajogging beruht darauf, dass man Wasser verdrängt. Je mehr Wasser ich verdränge, desto mehr Energie brauche ich dafür. Je nach den Verhältnissen vom Schwimmbecken (Hubboden, Nichtschwimmerbereich, Bahnlänge, Besuchsaufkommen) strampelt man keine Bahnen, wie man sie schwimmen würde. Daher misst man die Herzfrequenz. Im kalten Wasser ist diese niedriger als beim Laufen. Je nach Quelle sind das 10 Schläge oder 5-10 %. Über die Herzfrequenz kann ich dann zurückrechnen, wie 'schnell' ich gelaufen wäre, wenn ich an Land trainiert hätte. Mit der Geschwindigkeit kann ich die Zeit ausrechnen, über die ich eine bestimmte Herzfrequenz aufrecht erhalten muss. Auf diese Art kann ich mein Training an Land 1:1 ins Wasser verlegen.
Beim Laufen fängt der Fuß etwa das dreifache des Körpergewichts ab, bei jedem Schritt. Und beim Fuß hört's ja nicht auf, sondern betrifft ziemlich viele Gelenke im Körper. Diese Kräfte verursachen in vielen Verletzungsfällen Schmerzen. Da beim Aquajoggen das Wasser mit dem Armen und Beinen verdrängt wird, der Fuß dabei einen relativ kleinen Anteil und insbesondere im Tiefwasser keinen Bodenkontakt hat, entfällt die Belastung auf den Fuß, entfällt der Schmerz. Da aber trotzdem beim Aquajoggen ein Großteil der beim Laufen relevanten Muskeln genutzt wird, ist dieses Alternativtraining höchst effektiv: die Verletzung wird durch die erhöhte Durchblutung aktiv kuriert, Muskeln werden gestärkt, das Training kann weitergehen. Darüber hinaus kräftigt Aquajoggen den Oberkörper und die Rumpfmuskulatur, da der Armeinsatz unter Wasser um ein vielfaches kräftezehrender ist, als über Wasser.
Aquajoggen ist langweilig und psychisch anstrengender als Laufen. Kommt man beim Laufen draußen noch rum, so trabt man im Wasser stets von einem Beckenrand zum anderen. Mal ehrlich, es gibt nicht wirklich Vieles und Aufregendes in einem Schwimmbad zu sehen. Beim Laufen hilft die Masseträgheit und die Umgebung, die Geschwindigkeit aufrecht zu erhalten. Man kann nicht einfach abrupt aufhören zu laufen, sondern braucht immer einen gewissen Bremsweg. Das gilt nicht fürs Aquajoggen, denn dort kann ich von einer Sekunde auf die nächste einfach mit der Bewegung aufhören. Das hat den Nachteil, dass ich mich ständig aktiv daran erinnern muss, diese Bewegung auch auszuführen, etwas, was beim Laufen automatisch passiert. Hört sich trivial an, ist es aber nicht. Hinzu kommt, dass die Umgebung beim Laufen Feedback über die Geschwindigkeit gibt. Kann man knicken im Schwimmbad, wo man wohl Kacheln pro Minute ausrechnen müßte, um soetwas wie Geschwindigkeit zu messen. Wie schnell man so ist beim Aquajoggen? Langsamer als jeder normale Schwimmer und schneller als dümpelnde Rentner. Genauer kann ich's echt nicht sagen. Warum ist das jetzt psychisch anstrengender, im Wasser als an Land zu laufen? Weil ich den Bewegungsablauf kontinuerlich aufrecht erhalten muss, in genau der Geschwindigkeit, mit der ich die Herzfrequenz erreiche, die ich laut Trainingsplan anpeilen soll. Es kommt dabei durchaus vor, dass ich in Gedanken abschweife und plötzlich 10 Herzschläge pro Minute langsamer bin als vorher. Um dem vorzubeugen mus sich mich konzentrieren, mich stetig aufs Neue motivieren, mir immer wieder den Takt vorgeben. Das ist wie Tempotraining draußen, nur viel, viel langsamer. Tempotraining im Wasser ist dann wirklich das Letzte. Flow erreicht man hier sehr viel schlechter als draußen.